Drei Wege, ein Leben – Mit dem Odyssey Plan die eigene Zukunft gestalten
„Ithaka gab dir die schöne Reise.
Ohne sie wärst du nicht aufgebrochen.
Mehr hat es dir nicht zu geben.“
(Konstantinos Kavafis, Ithaka)
Diese Zeilen erhielt ich im Frühjahr 2022 während eines Kurses in Griechenland – handgeschrieben auf einem Zettel, ein kleines Geschenk der Veranstalterin. Ich stand damals an einem inneren Wendepunkt: Die Entscheidung, mich mit eigener Praxis und eigenem Unternehmen selbstständig zu machen, lag vor mir. Gleichzeitig fühlte es sich an wie ein Sprung ins Unbekannte.
Als ich die letzten Verse aus Ithaka las, wurde mir etwas klar: Es geht nicht darum, das Ziel genau zu kennen – sondern darum, den Mut zu haben, aufzubrechen. Ich sagte Ja. Nicht zu einem fertigen Plan, sondern zu mir selbst – und zum Vertrauen, dass sich der Weg im Gehen zeigen würde.
Dem Leben Richtung geben durch Reflektive Momente
Der Odyssey Plan – Gestaltung statt Entscheidung
Diese Erfahrung begleitet mich bis heute in meiner Arbeit. Besonders dann, wenn Menschen an einem ähnlichen Punkt stehen – wenn sie spüren, dass etwas Neues anklopft, aber noch keine Klarheit da ist.
In solchen Momenten setze ich gerne den Odyssey Plan ein – eine Methode aus dem Kurs Designing Your Life an der Stanford University, entwickelt von Bill Burnett und Dave Evans (2016). Sie basiert auf den Prinzipien des Design Thinkings und überträgt kreatives, lösungsorientiertes Denken auf die Gestaltung des eigenen Lebens.
Anstatt die eine richtige Entscheidung treffen zu müssen, lädt der Odyssey Plan dazu ein, mehrere mögliche Zukünfte zu entwerfen – offen, neugierig, ohne sofort bewerten zu müssen. So entsteht Orientierung, die nicht vom Außen kommt, sondern von innen.
Wenn Veränderung ruft – eine Coachinggeschichte
Julia*, eine Klientin, kam mit genau diesem Gefühl zu mir: „Ich weiß, ich will etwas verändern – aber ich sehe nicht, was möglich ist.“ Nach vielen Jahren in einer leitenden Position spürte sie, dass ihr bisheriger Weg sie nicht mehr erfüllte. Doch die Alternativen wirkten vage, unklar – vielleicht sogar unrealistisch.
Ich lud sie ein, mithilfe des Odyssey Plans drei Lebensentwürfe für die kommenden fünf Jahre zu gestalten:
Der erste Entwurf orientierte sich am Gewohnten – eine Weiterentwicklung ihres bisherigen Wegs, mit etwas mehr Raum für Sinn und Ausgleich.
Der zweite war ein mutiger Richtungswechsel – eine lang gehegte Idee, die bislang aus Vernunftgründen aufgeschoben worden war.
Der dritte Entwurf war bewusst radikal offen – ein freies Szenario, losgelöst von äußeren Erwartungen, finanziellen Rahmenbedingungen oder beruflichen Verpflichtungen.
Julia ließ sich auf den Prozess ein, schrieb, skizzierte, spürte hinein – und entdeckte neue Seiten an sich.
In ihrem ersten Plan sah sie sich weiterhin in ihrem Unternehmen, ließ sich zur internen Coachin weiterbilden, reduzierte ihre Arbeitszeit und wollte sich ehrenamtlich engagieren.
Im zweiten Szenario gründete sie eine eigene Beratung für nachhaltige Transformation – ein Thema, das sie schon lange begeisterte, aber das sie bisher als „zu riskant“ abgetan hatte.
Und der dritte Entwurf war beinahe poetisch: ein Sabbatical in Portugal, Schreiben, Achtsamkeit, ein einfaches Leben im Einklang mit sich selbst.
Als sie mir die drei Varianten vorstellte, wurde schnell deutlich: Bei Plan zwei und drei begannen ihre Augen zu leuchten. Nicht aus Strategie – sondern aus innerer Berührung.
Zukunft entwerfen – mit Kopf, Herz und Bauch
Das ist die besondere Stärke des Odyssey Plans: Er bringt Denken, Fühlen und Intuition in einen sinnvollen Dialog. Es geht nicht nur um das, was machbar ist – sondern um das, was lebendig macht.
Julia reflektierte, welche der Pläne ihr Energie gaben, worin sie sich selbst erkannte – und wo sie sich vorstellen konnte, erste Schritte zu gehen. Sie begann klein: mit Gesprächen, einem Testangebot, einer einfachen Webseite. Einige Monate später kündigte sie – mit Klarheit, Vertrauen und dem Gefühl: „Jetzt bin ich auf meinem Weg.“
Heute begleitet sie Organisationen bei Transformationsprozessen – und wirkt dabei ruhig, präsent und erfüllt.
Der Plan als Kompass
Ich selbst nutze den Odyssey Plan immer wieder – nicht nur in Phasen großer Entscheidungen, sondern auch, um Perspektiven zu weiten. Er ist kein starres Werkzeug, sondern ein Raum zum Denken, Spüren, Ausprobieren.
Er zeigt uns, dass Zukunft nicht feststeht, sondern gestaltet werden darf. Dass wir nicht funktionieren müssen, sondern gestalten können. Und dass manchmal ein Perspektivwechsel reicht, um neue Wege sichtbar zu machen.
Fazit: Die eigene Odyssee bewusst gehen
Wie Odysseus auf seiner langen Reise nach Ithaka wissen auch wir oft nicht, was uns unterwegs erwartet. Aber wir können lernen, dem Prozess zu vertrauen. Uns aufzumachen. Und zuzuhören: unserem inneren Kompass, unserem Wunsch nach Sinn, unserer Sehnsucht nach Entfaltung.
Der Odyssey Plan ist kein festgelegter Weg. Aber er ist ein kraftvoller Kompass.
Ein Raum, in dem Sie sich selbst begegnen.
Ein Werkzeug, das Klarheit ermöglicht.
Und manchmal: der Anfang von etwas Neuem.
Möchten Sie Ihre eigene Odyssee entwerfen?
Ich begleite Sie gern – im Coaching, in Workshops oder mit einer strukturierten Selbstcoaching-Übung zum Odyssey Plan. Schreiben Sie mir, wenn Sie spüren, dass etwas Neues möglich ist – auch wenn es noch keinen Namen hat.
Gerne sende ich Ihnen ein kostenfreies Arbeitsblatt zum Odyssey Plan zu – mit Reflexionsfragen und Raum für Ihre drei Lebensentwürfe. Melden Sie sich einfach bei mir.
Quellen und Literatur
Burnett, B., & Evans, D. (2016). Designing Your Life: How to Build a Well-Lived, Joyful Life. Knopf.
Brown, T. (2009). Change by Design: How Design Thinking Creates New Alternatives for Business and Society. Harvard Business Review Press.
Homer. Odyssee.
Kavafis, K. (1911/1975). Ithaka. In: Gedichte (deutsche Übersetzungen in verschiedenen Ausgaben).
Life Design Lab, Stanford University: https://lifedesignlab.stanford.edu
*) Name und persönliche Angaben anonymisiert.